Sonntag, 27. Januar 2013

Ein erfundenes Tagebuch einer Polarforscherin


Louise Arner Boyd


Tagebucheinträge


3.9.1926


Es muss Leben geben, es muss Leben geben… So sagte ich mir immer wieder. Keine Gegend der Welt ist so heiß, so kalt, so unwirtlich, dass sich dort nicht das Leben, der Ursprung einer lebendigen und wirklichen Landschaft entfalten kann. Und ich habe es gewusst! Als ich als junges Mädchen 1920 das gewaltige Vermögen meiner Eltern erbte, wusste ich, dass ich mein Leben den Polarzonen widmen will. Und es war das Richtige! Ab morgen will ich beginnen, mein neues Leben genau zu beschreiben und so gut wie möglich zu verstehen.


Louise A. Boyd


10.9.1926


Ich habe lange nichts mehr niedergeschrieben. Aber ich bin so überwältigt, und mit mir meine Begleiter. Die meisten Menschen stellen sich die Polarzone als Gegend vor, in der nur die Kälte herrscht und Eis und Schnee als königliche Berater auserwählt wurden. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Es stimmt schon, die Pflanzen sind hier sehr




kümmerlich, es überwiegen eher Flechten, Organismen, die aus Algen und Pilzen bestehen welche sich gegenseitig versorgen, Pflanzen, die stark an solche Bedingungen angepasst sind. Auf fast grausame Weise spiegelt sich hier das Klima. Da die Sonnenstrahlen nicht senkrecht auf diese Stellen des Erdballs fallen, sondern die gleiche Wärmeenergie auf eine größere Fläche verteilt wird, entstehen hier frostige Temperaturen. Es ist meistens etwa -50°C kalt! Doch trotz dieser Kälte und starken Schneestürmen gibt es hier verschiedenste Pflanzen- und Tierarten. Ich bin so froh, dass ich hier bin!


Louise A. Boyd


12.9.1926


Nun fahre ich fort mit der Beschreibung der Landschaft. In der Tundra, die kalte Steppe nördlich des Nordpolarkreises, wachsen nur noch sehr kleine Bäume, sehr niedrige Sträucher, sowie Gräser, wie Moose und Flechten. Diese Pflanzen wachsen zwar nur wenige Zentimeter hoch, aber sie wachsen, und so kann ich all meine Zeit hier darauf verwenden, sie zu studieren. Flechten wachsen sehr nah am Boden und sehr dicht beieinander, was ihnen Schutz vor Austrocknung, Kälte und Wind bietet. Die Vegetationsperiode umfasst hier maximal drei Monate, die Pflanzen wachsen deshalb nur sehr langsam. Die Tiere schützen sich vor Kälte und Nahrungsmangel durch Wanderungen, Winterruhe- oder schlaf oder durch eine dicke Speckschicht.


Auch darf bei der Beschreibung der Landschaft der Permafrost nicht fehlen. Dies ist der ständig gefrorene Untergrund der Polargebiete, dessen oberste Schicht im Sommer regelmäßig auftaut. Dieser Permafrost kann sehr tief reichen, in sehr kalten Gebieten wie Nordrussland sogar bis zu 1500m in die Tiefe. Viele Menschen sagen, er wäre der Fluch der Tundra. Doch das ist er nur für die Menschen, die dort leben. Wenn diese die Natur nicht einfach in ihren Schoß eingebettet lassen könnten! Ach, sie würden Erfahrungen machen, bei denen die aufgehende Sonne das Eis auftaut, das ihre Herzen umschließt.


Louise A. Boyd


 13.9.1926


Ich möchte meine Beobachtungen und Forschungen nun zusammenfassen. Die Landschaft der Polarzone ist im Allgemeinen sehr karg. Die wenigen Pflanzen, die dort wachsen, wachsen dicht am Boden und eng beieinander. Die Tiere der Polarzone haben spezielle Methoden entwickelt, wie sie sich vor dem Frost und den Temperaturen von oft -50°C schützen können, beispielsweise die Winterruhe. Das Klima in den Polarzonen ist wegen der stark nördlichen bzw. südlichen Lage sehr kalt, durch die Kälte sind die Vegetationsperioden sehr kurz, die Pflanzen wachsen nur langsam und spärlich und haben spezielle Methoden entwickelt, ebenso wie die Tiere der Polarzonen. Da die Landschaft auch häufig überwiegend aus verschiedenen Arten von Eis, wie dem Packeis oder dem Meereseis, und Schnee besteht, spiegelt sich hier stark das frostige Klima, welches all diese Zustände der  Arktis und der Antarktis verursacht. Trotzdem, trotzdem hat mich die Polarwelt in ihren ewigen Bann gezogen, von dem ich mich nie wieder werde loslösen können. Nie wieder.


Louise A. Boyd

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